SHOOT HOLLYWOOD TANNING – eine Fotoproduktion von Jens S. Achtert – NEUE TECHNIK FÜR AKTFOTOGRAFIE – TEIL 01
Bisher hatte ich als Fotograf immer ein Problem mit Bodypaintings. Entweder waren mir die Motive einfach zu kitschig, schlecht ausgeführt oder zu spezifisch. In meiner Arbeit als Berufsfotograf für Werbung strebe ich nach zeitlosen Motiven für Beauty- und Aktfotografie. Recht erfolgreich und meinem Geschmack entsprechend war dieser Bildzyklus hier – Schwarzkopf Hairdressing Award – bei dem mit Spraydosen und verschiedenen Schablonen abstrakte Muster und zufällige Strukturen auf den Körper des Models gesprüht wurden. Gerne würde ich auch in Zukunft mit den entsprechenden Partnern und einem passenden Auftraggeber eine vergleichbare Serie realisieren. Ein Nachteil an diesem Verfahren war für mich jedoch, dass die Haut des Models recht spröde und trocken wirkt, wenn sich der Sprühstaub erst einmal gelegt hat. Ein nachträgliches Einölen der Haut ist bei dieser Art von Farbe nicht mehr möglich, sie würde sofort verlaufen.
Lange Zeit habe ich das Projekt sozusagen „schleifen“ lassen bis ich über ein Infomercial, dass ich für ein Beauty-Studio produzierte, auf das Hollywood Tanning kam. Bei diesem Infomercial wurde das Bikinihöschen des Models nach dem Tannen ein Stück zurückgeschoben um gut den „Vorher – Nachher“ Effekt anhand des Streifens auf der Haut abbilden zu können. Die Idee brütete lange in meinem Kopf, es gab zunächst eine Reihe anderer Ideen zu dem Thema, die ich mit dieser Technik realisieren wollte, aber die Mangels Gelegenheit, passendem Model oder Anlaß verworfen wurden. Dann passt aber auf einmal alles zusammen und der Hollywood Tanning Shoot konnte realisiert werden.
Das Model wird vor dem Tanning Shoot geschminkt, die Haare bekommen eine klassischen Wet Lool. Jens S. Achtert betritt mit dieser Technik praktisch komplettes Neuland im Bereich der Aktfotografie. |
Die Arbeit mit dem Hollywood Tanning hat im Vergleich zum Body Painting aber auch viele Nachteile oder besser gesagt Besonderheiten. Im Grund kann man das klassische Body Painting, das mit AirBrush und Pinsel aufgetragen wird, nicht mit dem Tanning vergleichen. Zuerst dachte ich, dass durch das airbrush-ähnliche Aufbringen der Farbe schöne Verläufe und Schattierungen möglich sind. Das hat sich in der Realität bisher aber nicht bewahrheitet. Das Tanning Verfahren für Aktfotografie ist nach meiner Erfahrung genial, wenn es darum geht relative scharfe Konturen, Linien, Schriftzüge, tribal-ähnliche Formen, ja sogar Firmenlogos auf den Körper des Models zu bringen. Bei diesem Shoot habe ich mich auf feine Linien konzentriert. Sicherlich meint nun der eine oder andere, dass sich diese einfache Linien auch problemlos nachträglich in Adobe Photoshop oder ähnlichen Programmen einfügen lassen. Weit gefehlt. Obwohl ich die Linien probehalber auf Schaufensterpuppen angebracht habe, um den genauen Effekt zu kontrollieren – passiert die „Magie“ erst während dem Shoot. Die Models können eine Zeit nach dem Tanning nicht nur wunderbar eingeölt, eingecremt und nass gespritzt werden, ohne das die Farbe leidet, sondern auch völlig frei und ohne Rücksicht auf ein mögliches Verschmieren von Farben posieren. Und genau hier liegt das Wunderbare und Unvorhersehbare dieser Technik. Aus Linien, die man als Gerade konzipiert hat, werden je nach Pose plötzlich Kurven, Kreise, Schlangenlinien… Nach meiner Meinung ist der Effekt in der Postproduktion weder vorhersehbar noch ähnlich realistisch umsetzbar – außer man würde vielleicht den gesamten Körper als 3D Model vorab erstellen. Ein unverhältnismässig hoher Aufwand.
Bei der Auswahl des Abklebematerials ist unbedingt auf Hautverträglichkeit zu achten. Die Klebestreifen sollten einerseits sauber und fest haften, damit keine Farbe unten den Streifen laufen kann und die Kontur sauber ist. Zum anderen muss sich der Streifen gut wieder abziehen lassen ohne längerfristige Hautrötungen zu verursachen. Für das Model ist eine vorherige Ganzkörperenthaarung absolute Pflicht, sonst kann die Prozedur schnell schmerzhaft werden. Sein Klebematerial muss jeder Fotograf am besten direkt am Model testen lassen, denn jede Haut reagiert unterschiedlich. Ein weiteres Muss in der Vorbereitung ist das Körperpeeling, um eine gleichmässige Bräunung zu erzielen. Durch das Peeling wird die Farbe gleichmässiger und besser aufgenommen. Auch Tanning ist nicht gleich Tanning. Hier empfiehlt es sich auf Professionalität einem günstigen Preis vorzuziehen. Studios die gepanschte Farbe verwenden (ja, das soll es geben – vor allem dort wo viele und niedrige Sonderangebote/-preise angepriesen werden) oder Farben, die sich für den jeweiligen Hauttyp nicht eignen, muss man auf jeden Fall meiden. Auch hier ein ein Vorabtest Pflicht. Tanningfarbe wird nicht von jeder Haut gleich gut angenommen. Es gibt Models, deren Haut sich einfach nicht gut oder ausreichend tannen lässt um klar sichtbare Linien zu erzielen.
Alle Motive der Fotostrecke werden demnächst hier veröffentlicht – KREATV PHOTO GALLERY