Kleine Filmschule Teil 01: Schnitttechnik
In den bisherigen Beiträgen habe ich mich vorwiegend mit typischen Fotografenthemen wie der Qualität von Kamera, Licht oder Equipment beschäftigt. Damit ein Film interessant wird, spielen aber ganz andere Faktoren eine entscheidende Rolle.
In diesem Beitrag geht es deshalb um die verschiedenen Schnitttechniken und ihre jeweiligen Bedeutungen für den Film. Gerade professionelle Filmproduktionen verwenden scheinbar nur ganz wenige und einfache Schnitttechniken, diese wirken aber gerade deshalb umso stärker.
Rohschnitt – Einer der ersten Schritte ist die Sichtung des gesamten Filmmaterials: Hat man z.B. eine schwierige Einstellung mit Darstellern mehrfach gefilmt, sucht man sich hier die beste Aufnahme (take) aus. Oft wird nicht chronologisch nach dem Handlungsablauf gedreht; die erste Aufnahme im Film wurde vielleicht sogar ganz zum Schluss gedreht um produktiver sein zu können. Damit die Handlung später schlüssig wirkt und keine Einstellung vergessen wird, muss man sich selbst für das kleinste Projekt eine Abfolge notieren: das Storyboard. Wir kennen alle das Bild der Klappe, die vor einem Take beim Zusammenschlagen gefilmt wird. Diese Klappe dient dazu um bei getrennter Aufzeichnung von Ton und Bild beides für den Schnitt zu synchronisieren. In der Tonkurve kann der Peak für den Knall genau mit dem Bild der Klappe zusammengebracht werden. Auf der Klappe selbst ist praktischerweise vermerkt welche Szene gefilmt wird, das hilft beim Schnitt sofort den richtigen Platz im Film für den Take zu finden.
- Takes mit wenig Bewegung müssen kurz sein.
- Perspektivenwechsel erzeugen Dynamik (2. Kamera).
- Schwenks und Zooms immer durch Standbild trennen.
- So wenig wie möglich Effekte und harte Schnitte.
Unsichtbarer Schnitt – mit dieser Schnitttechnik möchte man erreichen, dass der Zuschauer überhaupt keinen Schnitt aktiv wahrnimmt. Dazu passt man den perfektem Moment einer Szene an um die nächste logische Einstellung anzuschließen. Beispiel: Die Kamera zeigt den Darsteller, der sich nach allen Seiten umschaut und dabei seinen Kopf bewegt – gleichzeitig wechselt die Perspektive der Kamera in die Sichtweise des Darstellers und nimmt die Bewegung seines Kopfes aus. Ein solcher Schnitt wird im Film überhaupt nicht wahrgenommen, denn die Folge scheint uns logisch.
Harter Schnitt – bei einem harten Schnitt werden zwei möglichst unterschiedliche Szenen aneinander gesetzt. Der Zuschauer soll ganz bewußt den Wechsel zwischen zwei Orten, verschiedenen Zeiten oder Realitäten spüren. Der harte Schnitt wird meist durch eine unterschiedliche Farbgebung in den Szenen noch zusätzlich verstärkt. Bekanntes Beispiel für solche harten Schnitte mit verschiedenen Farbgebungen sind die Wechsel von „Realität“ in die digitale „Scheinrealität“ in der Film Triologie „The Matrix“.
Überblendung – Bei einer Überblendung löst sich eine Szene langsam in eine andere Szene auf, während eine Szene also immer schwächer und undeutlicher wird, gewinnt die anschließende Szene an Klarheit. Auf diese Weise werden gerne verschiedene zeitliche oder räumliche Ebenen, Visionen oder Rückblicke in der Vergangenheit dargestellt. Gerne verbindet man die Überblendung mit einem Zoom oder einer Kamerafahrt, die das Gesicht oder die Augenpartie eines Darstellers vergrößert.
Wischblende – hier „schiebt“ eine Einstellung eine andere Einstellung langsam aus dem Bild. Die Wischblende wird gerne eingesetzt, wenn gleiche Ereignisse an verschiedenen Orten passieren und diese Parallelität vergleichend dargestellt werden soll. Berühmtes Beispiel dafür ist die Kultserie „Starky & Hutch“. Die Wischblende unterstreicht das komische Element zwischen der pflichtbewußten Ermittlung von Starsky und der lockeren Art von Hutch.
Jump Cut – ähnlich wie beim harten Schnitt werden möglichst große Kontraste gegeneinander gesetzt, hier allerdings nicht um einen Wechsel zu markieren, sondern um den Zuschauer nach Möglichkeit zu irritieren. Die Kamera scheint beliebig in eine vollkommen andere Handlung zu springen und schafft damit Aufmerksamkeit. Oft wird sogar ein Handlungsstrang bewußt langatmig und ruhig angelegt um mit einem plötzlichen, lauten Jump Cut einen größeren Effekt zu erzielen.
Cut out / Cut in – mit dieser Technik wird gerne Dramatik vermittelt. Zwei ähnliche Bildausschnitte werden nacheinander gezeigt, nur wird bei der ersten Einstellung herausgezoomt bzw. eine Kamerafahrt weg vom Darsteller gemacht, werden beim Cut in auf den Darsteller gezoomt wird. Bei den Duelleinstellungen in Italo-Western wird diese Schnitttechnik besonders gerne eingesetzt.
Weitere Informationen unter www.KreaTV.de