Vom Entwurf zum fertigen Ergebnis
Feinschnitt – Das jeweils beste Take einer Einstellung ordnet man nun in der Reihenfolge der Handlung an. Damit beginnt der Feinschnitt. In der ersten Version des Feinschnitts wird die Logik der Szenen und Bewegungen geprüft, ebenso ob die Grundidee des Filmes umgesetzt wurde und die Gesamtwirkung stimmt. Oft müssen Szenen immer wieder gekürzt werden, um die Handlung zu beschleunigen, oder es müssen zusätzliche Szenen eingefügt werden, um die Grundidee zu erklären.Für die Arbei im Feinschnitt gibt es ein paar einfache, aber effektive Regeln:
- Takes mit wenig Bewegung müssen kurz sein.
- Perspektivenwechsel erzeugen Dynamik (2. Kamera).
- Schwenks und Zooms immer durch Standbild trennen.
- So wenig wie möglich Effekte und harte Schnitte.
Schnitttechnik – Wichtiger Aspekt für den Schnitt ist die Länge der Szenen und die Geschwindigkeit. Ohne passende Musikunterlegung ist es unmöglich das perfekte Timing zu erzielen. Auch wenn wir es kaum bemerken, beinahe alle Filmsequenzen sind mehr oder weniger deutlich mit Musik oder zumindest einem bestimmten Takt unterlegt. Schnitte erfolgen also im Rythmus der Musik oder eines Taktes, der die Handlung, Gefühle und Geschwindigkeit massgeblich beeinflusst. Deshalb muss immer vor dem Schnitt die richtige Musik ausgewählt und unterlegt werden. Daraus ergibt sich automatisch die Länge und die Wechsel der Szenen, sowie deren Geschwindigkeit. Der Feinschnitt ist aber erst perfekt, wenn die einzelnen Szenen durch die Schnitttechnik zu einem perfekten Ganzen verbunden sind. Jeder Schnitt hat eine bestimmte Bedeutung und je nachdem welche Technik verwendet wird, kann eine Szene eine ganz andere Bedeutung erhalten.
Die Wirkung von Cut versus Blende
Unsichtbarer Schnitt– mit dieser Schnitttechnik möchte man erreichen, dass der Zuschauer überhaupt keinen Filmschnitt aktiv wahrnimmt. Dazu passt man den perfektem Moment einer Szene an um die nächste logische Einstellung anzuschließen. Beispiel: Die Kamera zeigt den Darsteller, der sich nach allen Seiten umschaut und dabei seinen Kopf bewegt – gleichzeitig wechselt die Perspektive der Kamera in die Sichtweise des Darstellers und nimmt die Bewegung seines Kopfes aus. Ein solcher Schnitt wird im Film überhaupt nicht wahrgenommen, denn die Folge scheint uns logisch.
Harter Schnitt – bei einem harten Schnitt werden zwei möglichst unterschiedliche Szenen aneinander gesetzt. Der Zuschauer soll ganz bewusst den Wechsel zwischen zwei Orten, verschiedenen Zeiten oder Realitäten spüren. Der harte Filmschnitt wird meist durch eine unterschiedliche Farbgebung in den Szenen noch zusätzlich verstärkt. Bekanntes Beispiel für solche harten Schnitte mit verschiedenen Farbgebungen sind die Wechsel von „Realität“ in die digitale „Scheinrealität“ in der Film Triologie „The Matrix“.
Überblendung – Bei einer Überblendung löst sich eine Szene langsam in eine andere Szene auf, während eine Szene also immer schwächer und undeutlicher wird, gewinnt die anschließende Szene an Klarheit. Auf diese Weise werden gerne verschiedene zeitliche oder räumliche Ebenen, Visionen oder Rückblicke in der Vergangenheit dargestellt. Gerne verbindet man die Überblendung mit einem Zoom oder einer Kamerafahrt, die das Gesicht oder die Augenpartie eines Darstellers vergrößert.
Wischblende – hier „schiebt“ eine Einstellung eine andere Einstellung langsam aus dem Bild. Die Wischblende wird gerne eingesetzt, wenn gleiche Ereignisse an verschiedenen Orten passieren und diese Parallelität vergleichend dargestellt werden soll. Berühmtes Beispiel dafür ist die Kultserie „Starky & Hutch“. Die Wischblende unterstreicht das komische Element zwischen der pflichtbewussten Ermittlung von Starsky und der lockeren Art von Hutch.
Jump Cut – ähnlich wie beim harten Schnitt werden möglichst große Kontraste gegeneinander gesetzt, hier allerdings nicht um einen Wechsel zu markieren, sondern um den Zuschauer nach Möglichkeit zu irritieren. Die Kamera scheint beliebig in eine vollkommen andere Handlung zu springen und schafft damit Aufmerksamkeit. Oft wird sogar ein Handlungsstrang bewusst langatmig und ruhig angelegt um mit einem plötzlichen, lauten Jump Cut einen größeren Effekt zu erzielen.
Cut out / Cut in – mit dieser Technik wird gerne Dramatik vermittelt. Zwei ähnliche Bildausschnitte werden nacheinander gezeigt, nur wird bei der ersten Einstellung herausgezoomt bzw. eine Kamerafahrt weg vom Darsteller gemacht, werden beim Cut in auf den Darsteller gezoomt wird. Bei den Duelleinstellungen in Italo-Western wird diese Schnitttechnik besonders gerne eingesetzt.